Dieses Jahr haben wir eine Woche gemeinsam in Taizé, einem kleinen, aber weltberühmten Dorf, gelegen im französischen Südburgund nahe der Stadt Cluny, verbracht. Dort wurde 1940 von Frère Roger eine ökumenische Bruderschaft gegründet, der noch heute über hundert Männer aus allen Erdteilen, unterschiedlicher christlicher Konfessionen angehören. Jedes Jahr kommen tausende von Menschen, überwiegend Jugendliche, aus der ganzen Welt nach Taizé um dort eine Zeit der Begegnung mit anderen, sich selbst und Gott zu verbringen, so wie auch wir dieses Jahr.
Unsere Reise begannen wir am braunschweiger Busbahnhof, von dem aus wir in etwa 11 Stunden Fahrt unser Ziel erreichen sollten. Schon die vergingen wie im Flug mit einem ausgiebigen Frühstück, vielen Kartenspielen und der Freude alle wiederzusehen.
Mitten in der Nacht kamen wir dann in Taizé an. Nun doch schon recht müde fanden wir gerade noch den Weg in unsrer Baracken (das sind schlichte Gruppenunterkünfte, in denen, sowie in Zelten, die Besucher für die Zeit ihres Aufenthalts wohnen) und vielen sofort in die Federn.
Am nächsten Morgen – einem Sonntag – ging es gleich mit einem Gottesdienst in der riesigen Kirche los, in der mehrere tausend Menschen auf dem Boden sitzend platz finden. Ganz anders als wir es kennen, besteht der Gottesdienst aus vielen verschiedensprachigen und sich in meditativer Art wiederholenden Gesängen. Einzelne Brüder lesen in der Bibel und beten. Besonders verwundert waren wir über die siebenminütige Stillephase, in der trotz so vieler Menschen eine unglaubliche Ruhe eintritt und jedem Zeit für sich selbst gegeben ist. Erstaunlicherweise war das für viele von uns eine völlig neue Erfahrung, die uns anfangs doch recht seltsam vorkam. Mit der Zeit jedoch haben wir immer mehr gelernt uns auf diese Minuten einzulassen, sie in den täglichen Andachten regelrecht herbeizusehnen.
Ein typischer Wochentag in Taizé strukturiert sich dann etwa folgendermaßen:
Der Tag beginnt mit einer (natürlich freiwilligen) Andacht um 7.40 Uhr. Danach gibt es ein schlichtes Frühstück, für das man sich wie für jede Mahlzeit, in die Reihe der Wartenden begeben muss.
Darauf folgt eine Bibeleinführung, jeden Tag zu einem anderen Bibeltext, mit einem Bruder und das tägliche Treffen der Bibelgruppen, die möglichst bunt aus etwa zehn Personen verschiedener Herkunft und Sprache bestehen. Wir haben viel geredet – nicht immer über den Bibeltext – gespielt, gelacht und vor allem uns kennengelernt. Gleich danach läutet die Kirche dann zur Mittagsandacht und danach gibt es ein kreatives Mittagessen. Die Zeit am Nachmittag konnten wir etwas freier Gestalten. Entweder mit verschiedenen Workshops, dem Chor oder zum Beispiel einen Spaziergang in den Park machen, zur Stillen Quelle. Wir haben aber auch einfach viel Gitarre gespielt und gesungen, Erlebnisse ausgetauscht, die Umgebung angeschaut und miteinander gelacht. Für alle die Lust hatten gab es dann Nachmittags noch Tee und nach dem Abendessen die Abendandacht. Hier sind wir oft noch viel länger geblieben um zu singen und uns zu entspannen. Oder es ging zum „Oyak“, wo es abends noch Getränke verschiedene Snacks, Musik und viele offene Menschen zu treffen gab. Ganz besonders sind dann noch die beiden letzten Abendgottesdienste der Woche, am Donnerstag mit dem Gebet am Kreuz und freitags der Lichtergottesdienst, bei dem alle Menschen eine kleine Kerze bekommen bis die ganze volle Kirche in den goldenen Kerzenschein gehüllt ist und eine unglaublich friedvolle Atmosphäre in dieser großen Gemeinschaft entsteht.
Insgesamt war unsere Zeit in Taizé einerseits von dem stillen sinnlichen Erlebnis, aber genauso von der lauten und bunten Begegnung geprägt. Mit gemischten Gefühlen sind wir gekommen, und wenn uns manches auch noch so fremd war, haben wir uns auf etwas neues eingelassen und dabei sicher auch uns selbst ein bisschen besser kennengelernt. So fuhren wir also nun auch wieder mit gemischten Gefühlen nach Hause, aber diesmal vielleicht ganz anderen und vor allem mit einem etwas Veränderten Blick auf unseren Alltag zu Hause und bestimmt werden einige von uns eines Tages nach Taizé wiederkommen. Vergessen werden wir diese Woche jedenfalls nicht!